Wiener Charta – ein grossartiges Projekt

So kreativ kann Politik auch sein. Die Wiener Charta war  wirklich ein wunderbares soziales Experiment, das von März bis November diesen Jahres in Wien realisiert wurde.  Dazu heisst es auf der zugehörigen Website :

Die Wiener Charta ist ein zukunftsweisendes Projekt, eine Form der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die es in dieser Form europaweit bisher noch nicht gegeben hat. Es ging darum, Grundsätze und Spielregeln für gutes Zusammenleben zu erarbeiten. Das Besondere an diesem Projekt war, dass die Wienerinnen und Wiener die Themen selbst bestimmten und die Charta in Diskussionen aktiv mitgestalteten. Es wurde nichts verordnet – die Stadt Wien ermöglichte diesen Prozess und bot einen Rahmen dafür. Erarbeitet wurde die Charta von den Wienerinnen und Wienern selbst.

Und was war das Ergebnis? 

Die Details kannst du auf der Website genauer nachlesen, hier der Grundsatz und die  Themen im Überblick. Sind das auch deine Themen?

Damit wir gut miteinander auskommen, braucht es Respekt. Respekt heißt, andere Menschen zu akzeptieren, wie sie sind – so wie man selbst auch akzeptiert und respektiert werden will. Unsere gemeinsame Grundlage sind die Menschenrechte.

  • “Miteinander auskommen”
    Umgangsformen im Alltag, Rücksicht im Zusammenleben
    Verhalten im Straßenverkehr und in den öffentlichen Verkehrsmitteln
  • “Nicht immer dasselbe”
    Ich und die, die anders sind als ich
    Deutsch sprechen – andere Sprachen sprechen
    Jung und Alt
  • “Aufgeräumt wohlfühlen”
    Sauberkeit in der Stadt
    Öffentlicher Raum – Lebensraum für uns alle

Ich hab dann auch noch in den einzelnen Protokollen herumgeblättert und eine kleine  Statement-Sammlung zusammengestellt. Ist doch nett.

  • Das Leben ist kurz
  • Das Leben ist kurz aber nicht zu kurz um uns nicht leisten zu können, freundlich zu sein.

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Wir wollen

  • Ängste und Misstrauen untereinander abbauen
  • aufeinander zugehen einander kennenlernen und Interesse aneinander zeigen, durch die eigenen Erfahrungen wirken wir somit auch Vorurteilen, gegenüber externe Gruppen zu denen wir eigentlich keinen Kontakt haben, entgegen
  • aufeinander schauen und uns gegenseitig unterstützen

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Wenn jemand einen Fehler macht, so hat die Religion nichts damit zu tun

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  • Es gibt  Berührungsängste mit Menschen aus anderen Kulturen deshalb vermeiden viele Menschen unbekannten Situationen zu begegnen und bleiben unter sich. (Vorschlag:  mehr Kontakt schaffen mit Musik, Kunst, Kultur und über Kulinarisches).
  • Grundbedürfnisse sind für alle Menschen  gleich. Deswegen sollten alle für diese Bedürfnisse mitbestimmen können, d.h. politische und soziale Partizipation soll für alle Menschen ermöglicht werden.“

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  • Die Meinung von anderen akzeptieren, auch wenn man selbst anders denkt
  • So miteinander kommunizieren, dass niemand ausgeschlossen wird

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  • Konflikte sollten miteinander ausdiskutiert werden und nicht mit Fäusten gelöst werden. Gewalt provoziert Gegengewalt und führt nicht zu gemeinsamen Lösungen!

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  • Selbstwert/ confiança, auto- estima (wieder) erlangen, um Ziele haben zu können

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  • nicht Schimpfen
  • nicht Kämpfen
  • gegenseitiger Respekt
  • nicht Schreien
  • gegenseitig Zuhören
  • nichts von Anderen nehmen, ohne zu Fragen
  • nicht rassistisch oder sexistisch sein
  • nicht Rauchen oder Alkohol trinken

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Die Obdachlosen waren ein mal Leute so wie du und ich: man sollte sich fragen, was hat sie in diesen Zustand gebracht? Deswegen sollte man mit allen kommunizieren und den ersten Schritt  machen

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  • Auf der Straße, wenn man Leute in Not sieht, sollte  man sie fragen ob sie Hilfe brauchen
  • man sollte mehr Aufmerksamkeit schenken
  • man sollte sich nicht immer im Recht glauben,  allgemein, trotzdem, sollte man die anderen mit Respekt behandeln. Der Ton spielt die Musik: man kann auch vernünftig und nett fragen: „Könnten Sie bitte leiser sein?“
  • in der Schule sollten die Schüler den anderen Schülern helfen, die von allen blamiert werden, auch wenn man riskiert die Freunde zu verlieren: denn sie sind dann nicht die richtigen Freunde (nicht mit den Wölfen heulen)

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  • Jeder / Jede sollte sich darüber bewusst sein, das er/sie selbst Mehrsprachig ist (Dialektformen, Fachsprachen und Fachvokabular; Sprache wird im Kontext unterschiedlicher Situationen und Personen verschieden gebraucht). Mehrsprachigkeit bedeutet nicht ausschließlich die Beherrschung von Fremdsprachen.

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Ganz besonders gut gefallen hat mir dieser Satz, mit dem ich die Zitatsammlung auch abschliessen möchte:

Dieser Prozess gelingt umso besser, je mehr Menschen sich auf  Prozesse der Selbstreflexion einlassen.

Wenn Du auch der Meinung bist, dass dieser Prozess des  „ins Gespräch kommens“ fortgesetzt werden sollte, dann schreib doch ein Email mit deinem Anliegen an charta@post.wien.gv.at

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Wenn Du Dir wirklich die Zeit genommen hast, den langen Beitrag bis hier her zu lesen – ich weiss, wir sitzen alle viel zu lange am Bildschirm herum – dann soll dich folgendes Filmchen erfreuen. Stell dir vor, wir würden eine WELTWEIT CHARTA durchführen.. Aber nein, die Verbundenheit ist auch jetzt schon da, schauen wir einfach genau hin:

tut gut, einmal Menschen über den Erdball tanzen zu sehen..

Danke liebe Gesine für den Link zu diesem erfreulichen Video.

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