Bei unserem Geburtstagsfest gab es ein Kennenlernspiel

das wir selbst entwickelt hatten und das eine durchaus als „Wertschätzungsspiel“ bezeichnen könnte.

Jedenfalls hat das Spiel meiner Einschätzung  nach sehr zum Gelingen des Fests beigetragen und will ich es darum vorstellen. Falls du auch einmal ein Fest machen willst, bei dem verschiedene Gruppen von Gästen eingeladen werden, die sich kaum oder gar nicht kennen, kann ich es empfehlen.

Gerhard und ich haben gemeinsam gefeiert und Gerhards Familie, meine Familie und gemeinsame FreundInnen eingeladen. Damit nicht jede Gruppe den ganzen Nachmittag an einem Tisch sitzt und andere Gäste nur kurz am Buffet begegnet, haben wir uns etwas überlegt. Wir haben von jeder einzelnen Person ein Mini-Porträt in Form eines Dreizeilers gemacht und drei  Fragen gestellt. Die Vorbereitung war recht lustvoll. Was fällt dir an kurzer und prägnanter Beschreibung ein zu deinen Eltern, deiner kleinen Nichte oder der ältesten Freundin?

Bei den Porträts haben wir uns bemüht, keine zynischen oder halblustigen Beschreibungen aufzunehmen (die Versuchung in diese Richtung war manchmal doch recht stark !) , sondern die Person sehr liebevoll und für sie charakteristisch darzustellen.  Die Vorbereitung allein war schon eine Freude. Wie interessant unsere Gäste waren! Was es da bei jedem und jeder einzelnen an Besonderheiten anzusprechen gab und wieviele Kompetenzen und Schrullen sich da versammeln würden!  Ich glaube, so waren wir wirklich gut vorbereitet auf jede einzelne Person. Die Miniporträts waren mitunter etwas schräg, wie z.B.

Dieser Mann sitzt auf einem Berg, ist ein genialer Erfinder und hatte heuer einen runden Geburtstag. Von welchem Berg und welchen Erfindungen ist hier die Rede? Wie alt ist er und welchen Vortrag hätte er heute gehalten?

Jedes Porträt wurde auf ein Karteikärtchen ausgedruckt und in einer Schachtel nach den 3 Gruppen sortiert.   Jeder Gast hatte im Lauf des Fests ein Kärtchen von einer Gruppe, zu der er nicht gehörte, zu ziehen und die dort beschriebene Person ausfindig zu machen.

Eine Liste mit allen Porträts hängten wir im Raum auf und man/frau hatte den Namen der gefundenen Person dort hinzuschreiben. Die Antwort auf die Fragen wurde nicht öffentlich gemacht. Auch sonst vermieden wir jede weitere grössere Gruppendynamik und Animation. Die kurze Anleitung war genug und – wie meine Familie auch – finde ich öffentliche Vorführungen eher peinlich.

Es war wunderschön,

 wie unser Plan aufging und sich die Gäste vermischten. Eine gute Freundin, Radioredakteurin und Geschichtenschreiberin, sass mit meiner Schwiegermutter zusammen und unterhielt sich mit ihr über frühes Aufstehen und Milchkühe. Eine andere Freundin, Tänzerin und Frohnatur, sass stundenlang mit meinem Vater zusammen und liess sich von ihm in bauphysikalischen Angelegenheiten beraten. Die kleinen Nichten der verschiedenen Familien – die sich auch sonst angenähert hätten – tauschten sich über Hexenbücher aus und Gerhards Schwester und Schwager kamen gar gegenseitig mit Gerhards Freund und dessen Frau übers Kartenspiel zusammen – so ein Zufall. Es wurde viel gelacht und anregend geplauscht und das Fest dauerte 10 Stunden!  Und wirklich alle Gäste machten beim Abschied einen frohen und zufriedenen Eindruck. Es wurde sehr wenig Alkolhol getrunken, und es gab keinerlei hitzige politische Diskussionen (die Wiener Wahl war nicht lange vorbei..) oder Jammereien über gesundheitliche oder Arbeitsprobleme. Diese frohe harmonische Grundstimmung hat mich am meisten gefreut – was aber jetzt nicht an dem Spiel liegen muss.  Gerhard und ich waren jedenfalls sehr glücklich am Ende des Tages und hatten wirklich „ein grosses und unvergessliches Fest“ – so wie wir uns das gewünscht hatten.

Warum ich glaube, dass das Spiel so gut geklappt hat

JedeR von uns hat ein Bedürfnis, gesehen zu werden mit all den eigenen Besonderheiten und Eigenheiten, Kompetenzen und Begabungen.  Bei den Mini-Porträts wurden diese Positiva angesprochen, was es nicht mehr notwendig macht, sich in unbekannter Umgebung besonders darzustellen. Da steht ja schon schwarz auf weiss, dass man/frau ein interessanter Mensch ist – und wird sogar aufgefordert darüber zu sprechen!

Aber vielleicht überschätze ich das Spiel auch und haben wir einfach besonders nette und besondere Menschen in unserem Freundeskreis und unseren Familien. Das stimmt nämlich auf jeden Fall auch.

Hier noch die Porträts inkl. Spielanleitung zur konkreten Veranschaulichung. Da du die Leute nicht kennst und ich einige Details – der Unkenntlichheit wegen – herausgenommen habe, kann ich sie ohne Bedenken ins Netz stellen:

Geburtstagsquiz in voller Länge

Leave a Reply