Geschlechterrollen in Hospiz und Palliative Care

Vor ca. 2 Wochen, genauer am 9.  März,  besuchte ich in Horn eine sehr gute Veranstaltung zum Thema „Gender“ im Kontext von Hospiz und Palliativbewegung. Das 12. Hospiz Symposium wurde vom Mobilen Hospiz Horn veranstaltet.

Wunderbar organisiert, gehaltvolle Vorträge, gute Information, zahlreiches und interessiertes Publikum – was braucht eine erfolgreiche Veranstaltung mehr?!

Ich kann mich dem Artikel in der  regionalen Presse nur anschliessen: Es war wirklich eine Pionierleistung, sich dieses Themas anzunehmen, und das sehr gelungen:

250 Personen verfolgten die Vorträge und die anschließende Podiumsdiskussion. Die hochkarätigen Vortragenden aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern diskutierten über soziale und kulturelle Auswirkungen des Geschlechts. Sie gingen auf Unterschiede zwischen Frauen und Männern insbesondere in den Bereichen Leiden, Schmerz und Trauer ein. Als über alle Vorträge gespannte Conclusio kann man den dringlichen Hinweis zur Sensibilität in Bezug auf die Geschlechterrollen nennen. Wir können unsere Wirkung auf andere Menschen nicht beeinflussen, sie lösen bei uns gewisse Denkmuster aus. Was wir tun können, ist darüber nachzudenken und bewusst damit umzugehen um Rollenklischees zu vermeiden. (Hilda Schwameis – Bezirksblätter Horn)

Da ich keine genauere Nachlese im Netz finden konnte, möchte ich hier einige Infos zusammentragen. Das könnte schliesslich eine wertvolle Materialsammlung für am Thema Interessierte sein.

Dr.in Elisabeth Reitinger sprach fakten- und datenreich zu „Frauen und Männer im hohen Alter: Hospiz und Palliative Care„.

DSA und Psychotherapeutin Angelika Grubners Vortrag gefiel mir besonders gut. Intellektuell inspirierend, klar und verständlich in wunderbarer Sicherheit referierte sie zum nicht einfach zu vermittelnden Thema  „Gender – die Geschichte eines Begriffs„.

Prof.in Alexandra Kautzky-Willer, Expertin für Gendermedizin an der Meduni Wien, wurde von Dr.in Miriam Leitner vertreten.  In einer Fülle von statistischen Daten und Forschungsergebnissen wurden geschlechtsspezifische Unterschiede in der Geriatrie auf vielen, oftmals unerwarteten Ebenen, z.B. im Umgang mit Schmerz sichtbar.

„Auch Organisationen haben ein Geschlecht: Über die institutionelle Dimension von Gender in Palliative Care“ hiess der Vortrag von Psychoanalytiker, Männer- und Geschlechterforscher Dr. Erich Lehner, der mir auch sehr gut gefiel. Es ist schon etwas besonderes, wenn ein Mann Genderforschungsergebnisse vorträgt – irgendwie sehr erfrischend.

Schliesslich präsentierte Frau Dr.in Sigrid Beyer auf kreative Art ihren Beitrag: „Frauen und Männer im Sterben: Geprägte Geschlechterrollen und der Einfluss auf die letzte Lebenszeit.“ Dabei konnte sie nur gesicherte Ergebnisse ihrer empirischen Arbeit mit Frauen heranziehen und meinte, es gäbe noch einiges an Forschungsaufgaben in diesem Feld. Sigrid Beyer arbeitet beim österreichischen Hospizdachverband und gab 2008 ein Buch zu ihrer Forschungsarbeit heraus: Frauen und Sterben.

Alles in allem ein wertvoller Beitrag zu einem bisher unterbelichteten Thema.

Mir wurde v.a. wieder eines klar: Es gilt, sich der gesellschaftlichen Unterschiede wie der eigenen geschlechtlichen Identität bewusst zu sein, um nicht stereotype wenig hilfreiche Umgangsweisen im Umgang mit sterbenden oder schwerkranken Männern und Frauen fortzusetzen.

 

 

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