Archive for the ‘Umgang mit Konflikten und Krisen’ Category

Herrliche Hospiztagung

Donnerstag, Oktober 3rd, 2024 von ulli

Gestern war sie wieder, die jährliche Hospizenquete des niederösterreichischen Landesverbands für Hospiz- und Palliative Care. Immer ein Highlight. Einmal im Jahr dürfen auch wir Ehrenamtlichen der Hospizbewegung im Sitzungssaal des Landtags in St.Pölten sitzen. Wir sitzen auf den Stühlchen der Landtagsabgeordneten, schauen aus ihren Fensterchen auf die Traisen und essen aus ihren Tellerchen mit dem Landeswappen. Und hören den ganzen Tag hochspannende Vorträge von nationalen Expertinnen und Experten auf unterschiedlichste Art und Weise gehalten. Hochprofessionell organisiert. Ich bin gestern bei der Rückmeldung zur Veranstaltung gar nicht aus den Superlativen rausgekommen. So begeistert war ich. So begeistert waren alle.

Schon das Thema war besonders: LIEBEnde. Liebe am Ende des Lebens. Begleitet von Harfenmusik ging es um 9 Uhr los und folgte ein spannender Vortrag nach dem anderen bis 17:00 Abends. Dazwischen stärkende Kaffeepausen in guter Gesellschaft und die Einladung zu einem guten Mittagessen. Da fühlt eine sich in Ihrem Tun wertgeschätzt.

Ich habe sehr viel mitgenommen. Viele interessante Blickwinkel, Zusammenhänge und schöne zum Nachdenken anregende Weisheiten. Und das Resume: dass Medizin und Pflege während und am Ende des Lebens nicht nur fachlicher Kompetenz sondern auch der Wertschätzung, mitfühlenden Sorge und des Gesehen Werdens von Mensch zu Mensch bedarf. So sei es!

Hier findest du die Nachlese, teils sogar mit den Folien der ReferentInnen. Besonders hervorheben würde ich – als besonders persönlich bereichernd für mich – die Vorträge von Giovanni Maio, Franz Schmatz, Bardia Monshi, Tilli Egger und Uschi Pechlaner.

Ein paar Stichworte aus meinen Mitschriften:

zum Vortrag von Franz Schmatz „Selbstliebe – der Beginn einer lebenslangen Romanze“ – es braucht „kreative Stille, achtsames Hinhören und liebevolles Tun“ – „Licht und Dunkel wie Geschwister, die sich an der Hand halten“ (ein Bild in der Kathedrale Notre-Dame von Chartres“ – „Gib mir ein hörendes Herz“ (wünscht sich der junge König Salomo von Gott. Nicht Reichtum, nicht Ruhm und Macht, kein langes Leben sondern ein hörendes Herz.) – „Begleite mich im Sterben, dann lehre ich dich das Leben“ – „Stärker als Hoffnung (mit ihrem Gegenteil Angst) ist Zuversicht, die feste Gewissheit, dass alles gut wird“.

Bardia Monshi („Sie merkens gleich am Namen, ich bin ein echter Wiener“) : „Vital sterben? Wie wäre das?“ – „Entsprechend Wittgensteins Zitat `worüber man nicht sprechen kann` werde ich gezielt am Thema vorbeireden“- „Verliebtheit (ich liebe dich, weil…) entwickelt sich zu Liebe (ich liebe dich, obwohl..)“ – „Kinder erleben Zeit als länger wegen BEP = biografischer Episoden (zum ersten Mal erlebte Dinge) im Unterschied zu Erwachsenen mit KEP = kulturellen Episoden (Routinen, Gewohnheiten, Wiederholungen)“ – „Den Kleinen erzählt man Geschichten zum Einschlafen, den Grossen zum Aufwachen“ – „Der Tod ist der Vergolder der Lebenszeit, Vergänglichkeit macht das Leben kostbar“ – „Der Tod ist wie die Liebe, er nimmt alle bedingungslos auf“ – „Wer bist Du? Die Geschichte, die du Dir über Dich selbst erzählst“.
Weiteres kannst du bei seinen Folien entdecken, die Zitate von Viktor Frankl; die Aufstellung des Zusammenhangs von Sinn/sinnlos und Lust/Schmerz; die Folie zum Zusammenhang von Sinn im Leben und der Reduktion von Entzündungen;
und total nett das Gespräch mit seinem kleinen Pudel Milli zu den „Orten mit Liebesgeschichte“, wo wir uns geborgen-weil-verbunden fühlen mit der schönen Liebeserklärung „ich bin dein Wasser, du mein Fels“. (Hier ein kleines Video zu Monshis grossartigem Projekt Milli und Papa Bär)
Lieben brauche die „Bereitschaft, sich zutiefst verletzlich zu machen“, von „Leidensleistung“ lässt sich sprechen, wenn Leiden als sinnvoll erlebt und damit ertragbar werde. Monshi spricht von „pragmatischer Spiritualität“ auf der Suche nach „welche Geschichte hilft mir gut zu leben“..
Das kann ich dir auch gleich sagen: Der auf seinen Folien angeführte Link zur Buchvorbestellung www.milli-und-ihr-papabaer.at führt leider in die Leere. Da wartet noch ein Projekt in Gelassenheit auf seine Vollendung. Passt gut zu Bardia Monshi, dessen Namen ich mir merken will.

Tilli Egger, eine 84 jährige weise Frau: „Wie sieht mein Liebesblick aus?“- „Ansehen heisst von allen angesehen sein“ – „Um Beziehung herzustellen braucht es Augenkontakt – einen Augenblick.“ – „PC ist vielleicht im Medizinischen öfter ein Schutzschild, um sich nicht das Leiden der PatientInnen ansehen zu müssen, das von ÄrztInnen vielleicht als Scheitern empfunden wird.“ – „Unseren eigenen (An)Blick sehen wir selbst nicht, vielleicht ein Grund, dass sich so viele ins Gesicht greifen? – um zu sehen, dass wir eines haben?“ – Ein „Sorgeblick“ ist nicht hilfreich im Umgang mit dem Leiden anderer, genausowenig wie der „Hoffnungsblick“, der „entgeisterte Blick“, der „Vorwurfsblick“ oder „Fürsorgeblick“. Zuviel „ehrlicher Blick“ kann die „Frechheit“ beinhalten „zu wissen, was der/die andere braucht“ (auch in Beipackzetteln kann zu viel Ehrlichkeit mehr schaden als nutzen, ihn zu lesen ist oft „schade um das Augenlicht“!). Der Vorwurf „geh sei nicht so“ „stampft uns noch in den Boden hinein“. – Wenn wir nicht so gesehen werden, wie wir sind, werden wir ausgegrenzt. So geht es auch paradoxerweise den oftmals in den sozialen Medien präsentierten „Hochglanzkindern“ oder Hochglanzmännern“. -Scham ist eine existentielle Entwertung und wirkt sich sogar negativ auf Immunabwehr aus. Erinnern wir Älteren uns an das nicht gewählt werden beim Völkerball oder in der Tanzschule..
Du siehst, diese Frau hat etwas zu sagen, ohne Folien und Handout..

Ich hätte noch ein paar Seiten Mitschrift, aber ich lasse es gut sein.. Ich werde sie ein andermal weiter durchgehen.. ich hoffe, du hast Freude mit dem Geteilten!

Nachtrag: Solltest du offen sein für buddhistische Weisheit, dann hier noch eine Empfehlung hinzuhören: Ayya Khema bespricht in ihrem Vortrag „Die drei guten und die drei bösen Wurzeln“ Liebe als eine Qualität, die in uns vorhanden sei wie Intelligenz. Liebe werde oft missverstanden als auf jemand oder etwas gerichtet. Doch vielmehr ist sie eine Haltung der Welt gegenüber. Und noch dazu eine, die entwickelt und trainiert werden kann. Das macht Sinn.

Bürgerrat

Montag, September 23rd, 2024 von ulli

Sogar auf der EU Ebene wird jetzt mit Bürgerräten experimentiert. Das scheint mir für die DemokratieEntwicklung der Zukunft ein guter Weg. Darum hab ich mir eben den Newsletter bestellt auf https://www.buergerrat.de/

Was ist eigentlich aus Marlene Engelhorns „Guter Rat“ geworden? Die Treffen zur Rückverteilung von 25 Millionen Euro sind abgeschlossen und ich freue mich, dass das Experiment gelungen ist: https://guterrat.info/

Weltfriedenstag

Samstag, September 21st, 2024 von ulli

Heute am 21. September versammeln sich weltweit Menschen für den Frieden – zum Weltfriedenstag – 1981 ausgerufen von den Vereinten Nationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltfriedenstag

Auch in Wien findet heute eine Kundgebung statt:
https://www.stimmenfuerneutralitaet.at/

Und wusstest du, dass es schon länger als 100 Jahre eine „Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit“ gibt? Hier die internationale Seite: https://www.wilpf.org/
und hier die Seite der Bewegung in Deutschland: https://www.wilpf.de/

WILPF steht für „Women’s International League for Peace and Freedom“ und ist eine der ältesten Frauen-Friedensorganisationen der Welt. „Seit ihrer Gründung mitten im Ersten Weltkrieg 1915 in Den Haag analysiert die WILPF die Ursachen von Krieg und Gewalt und formuliert Lösungen und Perspektiven für eine friedlichere und gerechtere Zukunft für alle.“ heisst es auf der deutschen Website.
In Österreich wurde 2021 eine WILPF Austria Gruppe gegründet:
https://wilpf.at/

Das macht doch Sinn. Was meinst du?

The living process

Donnerstag, August 22nd, 2024 von ulli

Ruth hat in ihrem aktuellen Newsletter eben einen Podcast empfohlen. Das muss sogleich notiert werden..

„The living process“ Focusing Podcast mit Greg Madison: hier auf Spotify 

UNSHAKEABLE

Samstag, Juli 13th, 2024 von ulli

Reiner hat das eben empfohlen, das will ich mir gleich notieren. Vielleicht auch für dich spannend? Reiner schreibt:

„Eine wunderbare Ergänzung der Verbindung von Buddhismus mit Traumasensitiver Achtsamkeit. Es ist allerdings nur auf Englisch erschienen, aber gut lesbar, und von einer Psychotherapeutin und Dharma-Lehrerin aus dem InterSein-Orden von Thich Nhât Hanh verfasst:

Autorin: Jo-Ann Rosen
Titel: UNSHAKEABLE – Trauma-Informed Mindfulness for collective Awakening
Ich selber war schon beeindruckt von ihrer Dedikation/Widmung am Anfang: 
„No matter what journey lies ahead, may we grow unshakeable… together“.

Das Buch ist auch hier beschrieben: https://www.goodreads.com/book/show/125078085-unshakeable

Ich habe bei Dorle und Reiner dieses Frühjahr den 8 teiligen Online Kurs zu den 7 Friedenslektionen gemacht, von dem ich hoffe, dass er im Herbst wieder angeboten wird. Denn ich kann ihn dir wärmstens empfehlen. Eine grossartige Erfahrung. Friedensarbeit in aller Tiefe und horizonterweiternd. In spannendem Format, mit kreativen Methoden und guter Gesellschaft. Die wochenlange Begleitung und der Austausch dazu zeigen Wirkung.

Aus einem anderen Newsletter von Reiner stammt noch ein Lesetipp:

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis auf das zweite E-Book, das Dorle und ich im vergangenen halben Jahr vom Holländischen ins Deutsche übersetzt haben, es heißt „Traumasensitive Achtsamkeit und die Polyvagaltheorie“, das auf Dorles langjährigen Erfahrungen mit diesem Thema basiert und in gewisser Weise eine Ergänzung bzw. Vertiefung des Stoffs unseres Kurses ist.
Ihr könnt es über ihren WebShop zum Download erwerben, hier ist der Link direkt dorthin:
https://openbewustzijn.nl/product/traumasensitive-achtsamkeit/

Letztere Website ist auch Dorles Website.
Reiner ist aktiv für die Peacemakergemeinschaft: https://zen-peacemakergemeinschaft.de/

Wie einer meiner Freunde sein letztes Emails beendet hat, will ich das hier auch tun.
Schönen Sommer. Und: Frieden, Frieden, Frieden.
Danke Finci!

Danke Sylvia

Dienstag, Mai 28th, 2024 von ulli

für diese wunderbare Online-Community, die du da in den letzten 4 Jahren aufgebaut hast.
Von der letzten 6 Tage Challenge zum Thema „Konzentration“ nehme ich viel an Inspiration mit.
Und ja, diese Musik wäre ein passender Background für die Rebellion gegen die Zerstreuung.

Brings: Liebe gewinnt

Ausserdem werde ich mir das Buch „Abgelenkt“ besorgen von Johann Hari. Hier direkt die Beschreibung vom Verlag Riva mit Leseprobe.

Und mal sehen, was ich alles an Änderungen im Umgang mit digitalen Medien unternehmen werde. Ich habe so vieles frisch verstanden, dass da sicher einiges von den vielen kreativen Ideen umgesetzt wird. Weil ich es FÜR etwas tue und nicht GEGEN etwas. Ich tue es FÜR ein präsentes bewusstes tiefes ErLeben, für mich und für meine Umgebung – als kleinen Schritt für einen konstruktiven gesellschaflichen Wandel.
Wahrlich eine gute Motivation.

Wiener Prozesse

Freitag, Mai 24th, 2024 von ulli

Eine spannende kreative Aktion im Rahmen der Wiener Festwochen:
„Wiener Prozesse“ verhandeln Österreichs Corona-Politik
mit AkteurInnen aus dem echten Leben, wie Irmgard Griss als Verhandlungsführerin, Alfred Noll als Ankläger oder Rudolf Anschober als Zeuge.

Da die Veranstaltung ausverkauft war, wird/wurde sie auch als Stream übertragen und kann somit als Video nachgeschaut werden.

Ich habe eben einen Teil der Eröffnungssitzung geschaut und gehört. Der Beitrag von Tamara Ehs, Politikwissenschaftlerin und Demokratieforscherin, hat mir besonders gut gefallen. Ich glaube, ich werde auch noch die nächsten Tage weiterschauen und -hören. Derart komprimiert und differenziert wird das Thema selten beleuchtet. (Hier der link zu den Festwochen mit weiteren Erklärungen und Videos dazu)

So wirksam kann Kunst sein. Beeindruckend. Danke Milo Rau und Dank an die, die ihn beauftragt haben. Dank an die, die sich diesem Prozess stellen und dazu beitragen.

Hier zum zeitlichen und inhaltlichen Ablauf

(mehr …)

Medien, Seufz

Freitag, Mai 24th, 2024 von ulli

In einer aufgeheizten Debatte finde ich Reflexion und Analyse wohltuend, wie etwa hier in den Salzburger Nachrichten
Medienexperte zum Fall Lena Schilling: „Ein wenig Unaufgeregtheit würde uns guttun“

Den Beitrag in der „Zeit“ habe ich selbst noch nicht gelesen, aber das Zitat daraus gefällt mir, (ich habe die beiden links übrigens bei ORF News gefunden):

Inmitten des Tumults ist etwas verrutscht in Österreich“, heißt es in der deutschen „Zeit“. Über private Verfehlungen sei in der Vergangenheit „nur selten“ berichtet worden. Im Falle Schillings sei das anders: „Der Voyeurismus und die diebische Freude daran, dass sich eine Grüne, eine junge Frau noch dazu, vielleicht unmoralisch verhalten haben könnte, waren stärker als das journalistische Ethos und politische Spielregeln.“ (Verroht)

Also auf ins Kaffeehaus, Zeitschriften lesen… Aber ganz bewusst 🙂

Starke Frauen des letzten Jahrhunderts – in wacher Beziehung zu sich selbst

Mittwoch, April 24th, 2024 von ulli

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Ich bin grad einigen besonderen Persönlichkeiten auf der Spur. Geschichten von Frauenleben des letzten Jahrhunderts. Angefangen hat es mit diesem Film. Einem Film über Ruth Denison (1922-2015), einer amerikanischen Meditationslehrerin. Ein ruhiger starker Film. Du solltest dir Zeit nehmen dafür, er dauert eine Stunde und 40 Minuten..

Ruth Denison – Der lautlose Tanz des Lebens

Ruth Denison wurde in Deutschland geboren und starb mit 93 Jahren in den USA. Ihre Jugend war vom Nationalsozialismus geprägt, sie unterrichtete als Grundschul-Lehrerin und hatte in den Kriegswirren danach vieles zu erleiden. Der Vorsatz, sie wolle Gutes tun, würde sie diese Zeit überleben, begleitete sie in die Zukunft. In den 50er Jahren wanderte sie in die USA aus und ging ihren bemerkenswerten Weg. Ein schöner Nachruf dazu von Frank Leder und Annabelle Zinser findet sich in buddhismus aktuell: Ruth Denison – Pionierin des Buddhismus im Westen

Darin findet sich der Satz: „In den Kriegswirren durchlitt Ruth Todesangst und Gewalt in Zeiten von Flucht und Gefangenschaft in sowjetischen Arbeitslagern. Wenn sie in ihren Seminaren manchmal darüber sprach, dann ohne Bitterkeit oder Vorwurf: „Wir müssen für alles bezahlen“, war ihre Kurzformel für Karma. Sie teilte die Erfahrungen aus diesen dunklen Zeiten und machte jenen SchülerInnen, die selbst ein schweres Schicksal zu tragen haben und die Ruth für ihre Güte und Mitgefühl bewunderten, durch ihr Beispiel Mut...“

Über Ruth Denison führte mich der Weg zu Charlotte Selver und ihrer Sensory Awarness Arbeit (die Ruth Denison in ihre Mediationskurse eingebaut hatte).
Auch Charlotte Selver (1901 – 2003) ist geborene Deutsche, die 1938 zwangsweise in die USA emigrieren musste und bis ins hohe Alter unterrichtete. Hier ein 10 Minuten Filmbeitrag dazu
Charlotte Selver: Being More Present – Becoming More Substantial

Weiters nachzulesen ein Interview mit Stefan Laeng-Gilliatt, langjähriger Schüler von Charlotte Selver, das den Sensory Awareness Ansatz beschreibt und zum „Achtsamkeits“Ansatz der letzten Jahre und zum (Zen) Buddhismus in Beziehung setzt:

Sensory Awareness – Anwesend sein – in Kontakt sein – sein lassen.

Stefan Laeng-Gilliatt unterrichtet selbst und verfolgt das Projekt Charlotte Selver Oral History and Book Project. Dort werden wertvolle Informationen zum Lebenswerk dieser bemerkenswerten Frau gesammelt. Ausserdem habe ich dort wieder einen spannenden buddhismus aktuell Artikel von 2018 gefunden:

Als Bodhidharma einer Berliner Gymnastiklehrerin begegnete

Bemerkenswert darin, wie Charlotte Selver in den 50er Jahren Alan Watts kennenlernte. Eine Tante hatte ihr von ihm erzählt und gemeint „er spricht von dem, was du tust.“ Das wäre eine schöne Überschrift für eine andere Geschichte…

Ich hatte es vermutet und mich dann gefreut, richtig zu liegen, dass Charlotte Selver in jungen Jahren bei Elsa Gindler in Berlin gelernt hatte, Gindlers Ansatz in den USA später als „Sensory Awarness“ benannt, weiter gelehrt und vertieft hat.

Elsa Gindler (1885 – 1961) begründete gemeinsam mit Heinz Jakoby eine Schule für Bewegungspädagogik mit einem neuen Körperforsch- und -spür-Ansatz ohne Namen, noch heute in Deutschland hochgehalten in der Heinrich Jakoby Elsa Gindler Stiftung, wo du auch einige Publikationen zu Personen und Bewegungsansatz finden kannst.

In der Wikipedia Eintragung findest du Elsa Gindlers spannende Lebensgeschichte und den Satz: „Gindler sagte von sich selbst einmal, sie sei eine … eifrige Pionierin für die Körperbildung der Frau gewesen.“ Ausserdem ist ein Hinweis zu finden, nachdem Elsa Gindler bei Hedwig Kallmeyer und diese wiederum bei Genevieve Stebbin gelernt habe, eine US-amerikanische Tänzerin des 19. Jahrhunderts. Da geht also eine weibliche Linie nicht nur bis ins heute sondern auch schon voran.
Danke für eure starken Schultern! und eure Neugier.

Elsa Gindler war in den 20er Jahren massgeblich am Aufbau einer Gymnastikbewegung in Deutschland beteiligt, distanzierte sich jedoch, als diese von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde und beendete 1933 ihre Mitarbeit im Vorsitz des Deutschen Gymnastikbunds. Sie blieb in Deutschland und half von Nazis verfolgten Menschen, womit sie sich auch selbst in Gefahr brachte. Nach dem Krieg setzte sie ihre Arbeit in Berlin fort.

In den Biografien der drei Frauen tauchen prominente Namen auf wie Alan Watts, Aldous Huxley, Elsa Lindenberg und Wilhelm Reich, Ruth Cohn, Laura und Fritz Perls, Erich Fromm, Moshe Feldenkrais, Daisetz Teitaro Suzuki, Richard Baker, Shunryu Suzuki, Carl Rogers und Ida Rolf, um nur einige mir bekannte zu nennen. Sie alle wurden in ihren unterschiedlichen Wirkungsbereichen beeinflusst von der besonderen somatischen Körperarbeit, die von den drei Frauen entwickelt und erforscht wurde.

Interessiert hat mich der unterschiedliche Einfluss von und Umgang mit der nationalsozialistischen Zeit der drei Frauen. Wie hätten sich die Dinge ohne diese dunkle Ära entwickelt?

Interessiert hätte mich weiters, ob es nicht auch Verbindungen der drei Frauen zu Eugene Gendlin und Irene Tasker bzw. F.M. Alexander gegeben hat. Bis jetzt habe ich keine entdeckt. Aber das kann noch werden.

Danke liebe Andrea für deine Wertschätzung, die zu diesem Artikel geführt hat.

KremsMachtGeschichte

Sonntag, April 21st, 2024 von ulli
Die zugehörige Website…

Ein vorbildliches Projekt. Nachlesbar, begehbar, begreifbar.
Teilweise erschütternd, was alles verschwiegen wurde. Ausnahmslos erfreulich, was hier zur Aufarbeitung unserer Geschichte geleistet wird. Ein wenig spät, aber nie zu spät.
Hier zur Entstehungsgeschichte von „KremsMachtGeschichte“.

Frieden fängt bei uns selber an

Dienstag, April 16th, 2024 von ulli

Zwei Empfehlungen dazu
erstens das wunderbare Ö1 Interview von Renata Schmidtkunz mit Susanne Jalka, noch ein paar Wochen zum Nachhören
Susanne Jalka über Streitkultur

zweitens den Kurs
Die 7 Friedenslektionen
(Info weiter unten auf der Seite) eine höchst praktikable Mischung von buddhistischer Weisheit und neurobiologischer Wissenschaft. Hier das Video, in dem Dorle Lommatzsch und Reiner Seido den Kurs vorstellen. Auf Dorles Website kannst du die Broschüre zum Kurs als e-book frei runterladen.

In beiden Quellen wird als Grundlage für kollektiven Frieden die Rolle von Selbstreflexion und innerem persönlichen Frieden betont. Wie schön wäre es, diese Dinge schon in den Schulen zu lernen! Aber es ist nie zu spät, sich zu mehr Friedlichkeit zu entwickeln. Für sich und die Gesellschaft.

By the way, wie friedlich bist du gerade? Nach innen und nach aussen?

Warum wir Tiere essen

Dienstag, Februar 13th, 2024 von ulli

Ein spannendes Buch. Ein anspruchsvolles Buch. Ein Buch, das zum Verständnis beiträgt und zum Nachdenken anregt. Falls du noch Fleisch isst und dich dem Thema stellen willst, gratuliere ich Dir. Zu Deinem Mut. Dieses Buch wäre ein guter Einstieg dazu.

„Warum wir Tiere essen“, das Buch des Philosophen Thomas Macho, handelt von Grundsätzlichem, von Gewohnheiten und von Grausamkeiten.
Ich wurde auf viele spannende Zusammenhänge hingewiesen und konnte viel Neues erfahren, obwohl ich mich mit dem Thema schon ausführlich befasst habe. Horizonterweiternd.

Was sind wir absonderlich und absurd, wir Menschen! Und doch wird mit diesem Buch alles gut nachvollziehbar in seinem Geworden- und Gewachsen-Sein.

Danke an den Autor Thomas Macho für dieses funkelnde gründliche Meisterwerk. Danke an die Falter Journalistin Eva Konzett, die 2021 in einem Interview mit Thomas Macho den Samen zu diesem Buch gelegt hat. Danke an Elisabeth Stein, Verlagsleiterin der Styria Verlage, die den Autor eingeladen hat, aus dem Falter Gespräch einen Buch Essay zu entwickeln.
Wie verschlungen und doch folgerichtig die Wege zu solchen Projekten sein können.
Danke an die Filiale Meidling der Wiener Städtischen Bücherei, dass dort ein Schwerpunktstand „PROVieh“ aufgebaut war, als ich kürzlich vorbeikam. Danke mir, dass ich dieses Buch mitgenommen und bis zur letzten Seite gelesen habe.

Am Klappentext heisst es „Offenkundig sind wir dabei, in einer Art von bewusstlosem Kannibalismus unsere mögliche Zukunft auf diesem Planeten zu verzehren.

Einmal mehr geht es also um Bewusstsein bzw. Bewusstlosigkeit. Hier kannst du auf der Verlagsseite einen Blick ins Buch machen. Und hier findet sich eine kurze Besprechung im Schweizer Rundfunk: Geschichte des Fleischkonsums.

Ich habe lange Fleisch gegessen. Der Widerspruch begann zu schmerzen und ich ass dennoch weiter Fleisch. Bis ich meine inneren Vorwürfe nicht länger ertragen konnte. Nach einer Umgewöhnungsphase von rund einem halben bis ganzen Jahr vermisse ich nichts. Seit Jahrzehnten schon kein Schnitzel, kein Hühnerflügerl und kein Schinkenbrot. Vor jedem Tier“stall“ und vor jedem Schlachthof verneige ich mich aus Mitgefühl vor den leidenden Wesen. Mittlerweile finde ich es völlig absurd, Tiere zu essen und alles was dazu an Aufwand betrieben wird. So nutzlos.
Und es gibt nichts Schöneres als Teil der Lösung und frei von Widersprüchen zu leben.
Es ist kein Verzicht, es ist eine Bereicherung.

Filmtipp – Namaste Himalaya

Samstag, Februar 3rd, 2024 von ulli

Ein sehenswerter Film, der viele Themen anspricht. Das Reisen, das Suchen und das Finden, die sonderbare Corona Zeit, Beziehung und Gemeinschaft, Natur und Weisheit…

Schau dirs am besten selbst an.. Hier gehts zur Beschreibung und zu den Streaming Optionen.

Anna und Michael, die diesen Film erlebt, gedreht und gestaltet haben, haben ihn auch selbst mit einer neu gegründeten Firma produziert: microcosmos.
Ein Buch gibts auch dazu. Das nenne ich ganzheitlich. Die beiden sind inzwischen zu dritt – mit einem Töchterchen.

Ich hab übrigens bei der Gelegenheit den Newsletter von der beteiligten Filmverleihfirma mindjazz abonniert. Das ist ja eine Quelle von guten Filmen!
Geistnahrung ist schliesslich genauso wichtig wie gutes gesundes Essen. Findest du nicht auch?

Hospizarbeit

Montag, Januar 15th, 2024 von ulli

Thomas hat ein paar kurze Filme zum Thema Hospiz und Sterben geteilt. Sehenswert.
Palliative Care – Lebensqualität bis zum Ende
(25 min)

EinBlick: Hospiz – Leben im Sterben (15 min)

Die Geschichte einer Patientin und ihr Umgang mit dem Sterben (7 min)

und hier zwei Abschiedslieder, eines von Thomas geteilt
POPWAL – I mecht nur wissn wo du bist

und eines für Christine
Ich wünsch dir tiefen Frieden

Der Text ist ganz einfach:
Ich wünsch dir tiefen Frieden am Ende deines Tages.
Dass dein Herz dankbar zurück schaut auf all dein Tun und Sein.

Ruhestörung!!!

Dienstag, Januar 9th, 2024 von ulli

Jetzt suche ich schon minutenlang nach einem guten Bild für diesen Beitrag. Nach dem Foto oder der Zeichnung einer älteren Frau im Ruhestand, das mir gefällt. Aber es ist wie auf diesem Cartoon. Frauen machen nach der Geburt ihrer Kinder scheinbar einen SpontanSprung ins hohe Alter. Von der Mutter zur Grossmutter sozusagen. Was aber ist dazwischen? Bis zur gebückten Phase mit Stock und Rollator?

Kerstin Witt-Löw und Marion Breiter vom Institut Sofia haben sich mit diesem unbekannten Terrain hervorragend auseinandergesetzt. In ihrer kürzlich fertiggestellten Broschüre, die du hier frei runterladen kannst:

READER – RUHESTÖRUNG?!
Texte und Tools für Beratung und Empowerment von Seniorinnen. Wien, 2023

In der rund 230 Seiten starken Publikation geht es um soziale, juristische und gesundheitliche Themen, gut lesbar, fundiert belegt, mit vielen positiven Ansätzen und Beispielen. Ich habe noch nicht alles durch, bin aber schon da und dort hängen geblieben, um das Thema mit den weiterführenden Links zu vertiefen.

Hast du etwa gewusst, dass es eine Promenadologie, eine Spaziergangswissenschaft gibt? Oder dass es neben dem (feministischen) Blick auf die Grossmutterrolle Bemerkenswertes zur Rolle von (Gross)Tanten zu sagen gibt? „ALTERnative Schönheit“ ist ein Kapitel überschrieben, ein anderes beschreibt die Erfahrungen der Gesprächsgruppe „Übergang in die Pension“. Ein grossartiges Format, um sich auf das Ende der Berufstätigkeit und den Übergang in die Pensionsphase vorzubereiten. Weiss ich aus eigener Erfahrung 🙂

Am Ende des Papiers finden sich „Materialien: Anregungen durch Filme und Literatur“. Das habe ich bereits mit Interesse durchgelesen und einige liebgewonnene Filme oder Bücher entdeckt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Broschüre Ruhestörung selbst ein Klassiker wird für Frauen, die sich konstruktiv mit dem Älter und Alt werden befassen wollen.

Danke Kerstin und Marion für Eure wertvolle Arbeit!

Hören: Hartmut Rosa ganz aktuell und „Sympoietics“ Wechselseitigkeiten

Montag, Dezember 11th, 2023 von ulli

Heute hatte ich – wie immer – einen ganz feinen Austausch mit Eva. Wir reden v.a. über Themen, Menschen und Dinge, die uns inspirieren und anregen. Bei denen wir in Resonanz gehen.. So erzählte ich vom unlängst gehörten – und eben verlinkten – Interview mit Hartmut Rosa, dessen Aussagen mir immer noch durch den Kopf geistern. Und siehe da, Eva hat auch grade ein Interview mit ihm gehört, noch dazu eines, das erst vor einem Monat als Podcast auf der Spiegel Seite von Mureno plus eins publiziert wurde. Ich habs mir grad angehört. Ja, da hat sich was getan seit 2016, dem zuletzt gehörten Beitrag.
Ich weiss nicht, wie es dir geht. Aber ich höre von klugen Menschen auch gerne pessimistische Aussagen, wenn sie mit wichtigen Analysen und Einschätzungen konform gehen. Die erste Halbzeit des 50 minütigen Beitrags geht es v.a. um Beschleunigung und Resonanz und unseren Umgang damit. Das Pessimistische kommt erst gegen Schluss. Aber am besten hörst du selbst diesem freien Denker zu. Es ist ein Vergnügen:

Im Interview mit Juan Moreno: Hartmut Rosa, November 2023

Ausserdem hat mir Eva folgenden Podcast empfohlen, sympoietics.org – Raum für Wechselseitiges.
Dessen Beschreibung liest sich so:

Hören heisst
auftauchen lassen.
Lebendige Gespräche aus Liebe zur Welt. Mittendrin, am Rande und dazwischen.
Leben ist vielfältig wechselseitig verwoben. So sind auch sympoietics Gespräche. Viele Perspektiven und auch Politisches und Psychologisches immer dabei.
lebenswege / feministisches / poetisch denken / kulturell-archäologisches / indigen-intellektuelles / erdverbundenes

Eine „Einladung in transdisziplinäre Gesprächsräume“ von der Psychotherapeutin Astrid Habiba Kreszmeier und der Journalistin Dorothea Kurteu. Das klingt doch auch nach mehr, oder? Poetisch denken…
Danke Eva! Es ist eine Freude dich zu kennen.


Augen sind Resonanzfenster

Samstag, Dezember 2nd, 2023 von ulli
Der Vortrag ist von 2016, die Inhalte sind nach wie vor neu und spannend. Ich mag diesen lebendigen Mann, der so schnell kluge Sachen sagen kann.. Hartmut Rosa

Womit gehst du in Resonanz?

Konstruktiv mit dem aktuell Schwierigsten

Mittwoch, November 22nd, 2023 von ulli

Vortrag (als Pendant zu Nachtrag):
Folgende Inhalte möchte ich dem Beitrag voransetzen. Ich habe den Link erst später von Gottfried erhalten und möchte ihn wegen seiner Wichtigkeit voran stellen. Wenn du das liest, wirst du vermutlich auch weinen müssen, so wie Gottfried und ich. Aber es ist ein schönes Weinen:

Wie israelisch-palästinensische Initiativen Friedensarbeit leisten

Hier beginnt der ursprüngliche Blogbeitrag…

Habe vor einer Woche in der Printausgabe der Salzburger Nachrichten einen zukunftsorientierten, konstruktiven und lösungsorientierten Artikel zum Nahostkonflikt gelesen. Ein Gastkommentar von Kathrin Bachleitner: Gazakrieg: Raus aus der Gewaltspirale (online leider nicht kostenfrei zugänglich). Ich werde ihr ein Dankesmail schreiben, denn der Beitrag hat mich so gefreut wie schon lange kein Medienbeitrag. Erst recht zu diesem schwierigen komplexen Thema.
Habe vor einer Woche in der Printausgabe der Salzburger Nachrichten einen zukunftsorientierten, konstruktiven und lösungsorientierten Artikel zum Nahostkonflikt gelesen. Ein Gastkommentar von Kathrin Bachleitner: Gazakrieg: Raus aus der Gewaltspirale (online leider nicht kostenfrei zugänglich). Ich werde ihr ein Dankesmail schreiben, denn der Beitrag hat mich so gefreut wie schon lange kein Medienbeitrag. Erst recht zu diesem schwierigen komplexen Thema.

Bevor ich ihr aber schreibe, erinnere ich mich an ein Interview, das ich über einen Newsletter erhalten habe, kurz nach der Katastrophe und das ich mir ja anhören wollte. Das allerdings zwei Stunden dauert. Von Soren Gordhamer, in dem er seiner Betroffenheit Ausdruck verleiht. Er reagiert ausserdem, wie er so oft reagiert, er stellt Fragen.. Er findet Worte, oder besser er sucht – gemeinsam mit anderen – nach Worten.. Das darüber reden (können) ist doch um soviel wichtiger als das schnelle Finden von Antworten. Ist es nicht die Voraussetzung dafür?

Und jetzt habe ich einen Teil des Interviews mit dem Traumaforscher Gabor Matè gehört und mag es dir schon empfehlen. Wenn du auch an weiten offenen Sichtweisen interessiert bist, die uns Raum geben für neue Antworten, solltest du es dir anhören..

Spannender Zufall. Zu dem Thema „Krieg und Umgang mit Gewalt“ passt mein kürzlich geschriebener Beitrag „Den Dingen geht der Geist voraus„. Dieses Zitat wird in dem Interview angesprochen und interessant weiterentwickelt. Aber am besten hörst du selbst…

Persönlicher Nachtrag

Vielleicht bin ich deshalb so sensitiv auf den einseitigen gewaltunkritischen Diskurs dieser Tage, weil ich eben den Nachlass meiner Grossmutter und ihrer beiden Schwestern aufgearbeitet habe. Ich nenne ihn den „Nachlass der drei Schwestern“. Die letzte starb 2002 im Alter von 97 Jahren. Von diesen drei Frauenleben des letzten Jahrhunderts bleiben nun zwei Schachteln übrig, sortiert nach Dokumenten, Ansichtkarten, Briefen und Fotos, für die sich vielleicht irgendwann die nächste Generation interessieren wird.

Beim Durchschauen der Papiere bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen. Ich habe mit den drei Frauen die Verluste ihrer Liebsten betrauert. So haben sie im zweiten Weltkrieg zwei ihrer drei Brüder gelassen. Die eine Tante verlor ihren einzigen (19 jährigen) Sohn kurz nach seiner Verlobung, die andere Tante ihren Ehemann, der eine Woche vor Kriegsende fiel – was sie erst ein Jahr später erfuhr. Meine Grosseltern heirateten 1939, mein Vater wurde 1940 geboren, mein Grossvater starb 1943. Seine letzten Liebesbriefe sind herzzerreissend.

Die verlorenen Männer meiner Familie waren keine grossen Nazis, sie waren durchwegs kleine Soldaten, die meisten in Russland. Ich trauere um sie und um ihr sinnloses trauriges Ende. Ich sehe, wie der Krieg das Leben meiner Grosseltern, meiner Eltern und so auch meines geprägt hat. Bis heute.

Es ist in meiner Kindheit nie viel über die Zeit des Nationalsozialismus gesprochen worden. Ich weiss nicht, ob diese Männer nicht an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Vielleicht handelten sie wie Monster? Ich kann davon ausgehen, dass die gleichen Wunden in den Familien in Russland und all den anderen kriegsbeteiligten Ländern geschlagen wurden.
Ist es auf dieser Ebene nicht sowas von völlig egal, wer von den Nationen warum und wieso auf der richtigen oder falschen Seite und im Recht war?

PS.: Die Stadt Wien verteilt eben das neue Wienbuch, „Der Vorleser“. Es wird als Liebesgeschichte angekündigt, aber wenn du es kennst, weisst du, dass viel wichtiger sein Beitrag zum Nachdenken über Holocaust, Schuld und Mitschuld und der historische Umgang damit ist. Wie hilflos wir dabei heute noch sind.

Noch ein Nachtrag
Ein Film zu Israel, der den tiefen kulturellen TanzReichtum dieses Landes und dessen politisches Potential zeigt. Sehr berührend. Er wurde anlässlich des 75 jährigen Staats-Jahrestags im letzten Mai gezeigt (in der ARD Mediathek noch bis Mai 2025 zu sehen):
Tanz aus Israel

Wie ich all diesen Menschen Frieden wünsche!

2 Seiten der Arbeitswelt – einst und jetzt

Samstag, Oktober 28th, 2023 von ulli

Auf den ersten Blick hängen die beiden Themen gar nicht zusammen..

Ich war einerseits diese Woche in Grammatneusiedl und bekam in einer Führung des Bürgermeisters einen grossartigen Einblick in die Hintergründe und Durchführung der Studie aus den 1933er Jahren: Die Arbeitslosen von Marienthal.

Ich kann dir einen Besuch des kleinen so sorgfältig und liebevoll gestalteten Museums in Grammatneusiedl aufs Wärmste empfehlen. Das Museum ist mit einer einfachen Chipkarte ganz einfach zu normalen Tageszeiten zu betreten. Aber auch die Website ist sehr gehaltvoll..

https://www.museum-marienthal.at/
Danke Renate, dass du diesen Besuch für uns organisiert hast! Danke Thomas für die wunderbaren Einblicke in die Gemeinde und ihre Geschichte!

In der Studie, die in den Sozialwissenschaften durch ihre kreative Methodenvielfalt und die besondere historische Situation zur Legende geworden ist, wird aufgezeigt, wie Menschen auf den Wegfall ihrer Erwerbsarbeit reagieren..

Und nun zum zweiten Thema, das mich eben durch Dennis Newsletter erreicht hat. Ein Artikel auf awaris von Chris Tamjidi, den ich vor Jahren bei einem Vortrag in Wien gehört habe. Er steht in der ersten Reihe der innovativen Unternehmensberatungen im deutschsprachigen Raum. Das Thema: Wie gehen Menschen heute in den Unternehmen mit dem überbordenden Leistungsdruck um.. Wie könnten sie besser damit umgehen? Am besten liest du selbst:

Es sind eigentlich die zwei Seiten einer Geschichte, ein zuwenig und ein zuviel, das nicht nur über die Zeit sondern auch noch heute nebeneinander besteht. Wie kommen wir zum rechten Maß?

Insofern passen die beiden Dinge gut zusammen. Viel Freude beim Lesen!

Yann Arthus-Bertrands neuester Film

Sonntag, Oktober 22nd, 2023 von ulli

Ein Film (bspw. hier als stream), der dich nicht kalt lassen wird:

Filmtrailer von „Legacy – das Erbe der Menschheit“

Was du sehen wirst, ist all die Schönheit und Schrecken dieses Planeten in eindrucksvollen Bildern, die Entwicklung der Menschen und ihr fataler Umgang mit Energie. Am Filmende gibt es Gedanken, wie die Menschheit ihren Energiehunger reduzieren könnte.. und der Verweis auf die Website der „Good Planet Foundation“ in Paris. Vor allem die möchte ich mir genauer ansehen:

Dort heisst es,

An extension of Yann Arthus-Bertrand’s artistic work and environmental commitment, GoodPlanet, a recognised public interest foundation, aims to make ecology and humanism a central issue in order to encourage people to take concrete action for the Earth and its inhabitants.

Wenn dich das anspricht, schau bitte selbst:
www.goodplanet.org/en/about-us/