Erinnern braucht Erinnern und Erinnern und Erinnern

„Sati“, das Pali Wort für Achtsamkeit hat u.a. die Bedeutung von „Erinnern“.

Darum möchte ich dir einige Erinnerungshilfen vorstellen, die ich gerne verwende bzw.  mir eben habe einfallen lassen.

Kunstworte

ALI  erinnert an:  Achtsam.Lächeln.Innehalten
(von Kai Romhardt, Netzwerk der achtsamen Wirtschaft)

PRO TE  erinnert an:  Pause.Relax.Open.Trust Emergence
und heisst ausserdem auf Latein „für dich“.  PRO TE sind die Anfangsbuchstaben einiger der Guidelines von Gregory Kramers Einsichtsdialog.

ILSE erinnert an: Innehalten.Lächeln.Spüren.Erfahren
und wurde im letzten Sommer gemeinsam von mir und Thomas entwickelt inkl. Erinnerungskarte.

In der von Mark Williams entwickelten Methode MBCT (ein 8 Wochen AchtsamkeitsProgramm zur Verhinderung von Rückfällen in die Depression) gibt es eine Anleitung zu einer „dreiminütige Atempause“ mit  Beobachten.Atmen.KörperSpüren-Öffnen, die eineR als BAKÖ erinnern könnte.

In einem Seminarprogramm las ich unlängst vom BALI Prinzip, wobei
BALI stand für:  Bewusst Werden.Annehmen.Loslassen.Integrieren

Klingt ja auch einigermassen erinnerungswert und -würdig.
Wie ist das bei dir? Vielleicht magst du da auch ein wenig erfinderisch sein und für dich Wichtiges in einem Kunstwort bündeln? Was könnte das sein?

 

Achtsamkeitsglocken

Als Auslöser für die Erinnerung an das Kunstwort eignen sich neben gut placierten Bildern, regelmässigen und unregelmässigen Geräuschen (Telefonklingeln) auch „moderne“ Achtsamkeitsglocken wie z.b.

-das kostenlose und sehr einfach zu bedienende Handy App: Meditation Support Timer

-oder das neu entdeckte Handy App Insight Timer – ein wunderbares Spielzeug! (Danke Bernd!)

Auch für den PC gibt es freie Software, die dich erinnert,  Pausen einzulegen, die du als Achtsamkeitsglocke verwenden könntest. (das funktioniert bei mir leider nicht, ich klicke die süssen Schäfchen von Workrave immer wieder gleich weg…). Auch der Moment vor dem Öffnen oder  dem Abschicken von Emails wäre v.a. im Büro eine kleine „Erinnerungpause“ wert.

Im Alltag kannst du dir auch bestimmte räumliche Marker wie Treppen, Türschnallen, Ampeln, Busstationen festlegen, wo du dich an ein Innehalten erinnern magst. Kai Romhardt regte einmal an, einen „Achtsamkeitsvertrag“ mit einer Treppe abzuschliessen. Das fand ich ganz witzig. Du kannst aber auch tägliche Gewohnheiten wie Zähne Putzen, Essen, ins Auto oder die Tram Einsteigen für dich besonders achtsam besetzen.

 

 

Literatur

Neben der regelmässigen Meditationspraxis lese ich sehr viel zum Thema Achsamkeit und buddhistischer Psychologie/Lehre. Achtsamkeit ist so anders als unser Alltagsbewusstsein, dass ich sie immer wieder in ihren Kontexten neu lesen oder hören will und ohne das Erinnern schnell in einen „permanent bewusstlosen“ Alltagsmodus geraten würde.

Vor kurzem habe ich das Buch  „Spirituellen Materialismus durchschneiden“ von Chögyam Trungpa gelesen (ein Stoff eher für Fortgeschrittene, für die aber überaus hilfreich ;-).

Aktuell lese ich Charlotte Joko Becks Klassiker „Einfach Zen“. Das heisst, ich geniesse ihr Buch in vollen Zügen. Sie kann die Dinge einfach goldrichtig in Worte fassen, und ich bin überaus inspiriert von ihren Gedanken.

Ein feines Grundlagenwerk kann ich dir auch empfehlen: die vier edlen Wahrheiten von Ajahn Sumedho, frei im Netz.

Die Weiten des Internet

Im Internet gibt es freilich immer auch etwas Neues zu entdecken, wie z.B. die Website  des Säkularen Buddhismus, die ich dir wärmstens empfehlen mag (Danke Bernd!). Da wird eben ein neuer Ansatz zum Meditieren beschrieben, mit dem eineR gut experimentieren könnte und zwar: Jason Siff: Das Meditieren entlernen

Mit diesem Ansatz schliesst sich der Kreis ganz gut. Wenn wir es nämlich mit den vielen Erinnerungshilfen und Anleitungen übertreiben – was für jedeN von uns ganz verschieden ist – dann brauchen wir wieder eine Praxis der Erlaubnis, der Weite und Offenheit und Freiheit. Nicht zuletzt ist Buddhismus ein Weg der Mitte.

Diese Mitte immer wieder neu zu finden und dich an deine Suche zu erinnern, wünsche ich dir!

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