Das Wesen der Achtsamkeit

Die Praxis der Achtsamkeit. Eine Einführung in die Vipassana-Meditation von Henepola Gunaratana (im Werner Kristkeitz Verlag)

Wenn du etwas Grundlegendes zum Thema Achtsamkeit wissen willst bzw. dich für Meditation interessierst, dann kann ich dir dieses Buch wärmstens empfehlen. Auf Englisch läuft es unter dem Namen „Mindfulness In Plain English“ und das macht die Qualität dieses schmalen Buchs aus. Schwierige Zusammenhänge in derart einfacher und geradliniger Sprache darzustellen, ist eine Kunst, die der Autor wunderbar beherrscht. Henepola Gunaratana – den Namen merkt man sich, weil das Buch so fasziniert – ist ein Theravada Mönch aus Sri Lanka, der seit den 60ern in den USA lebt und somit die westlichen Lebenszusammenhänge bestens kennt.

Das Sympathische am (Theravada) Buddhismus ist, dass du nichts einfach glauben, sondern das Gehörte/Gelehrte selbst an deiner Erfahrung überprüfen sollst. Bevor ich jetzt lange herumrede, also eine Leseprobe:

„Achtsamkeit ist nicht-wertende Beobachtung. Sie ist die Fähigkeit des Geistes, ohne Kritik zu beobachten. Mit dieser Fähigkeit sieht man Dinge ohne Verurteilung oder Wertung. Man ist von nichts überrascht. Man hat einfach ein ausgeglichenes Interesse an den Dingen, genu wie sie in ihrem natürlichen Zustand sind. Man trifft keine Entscheidung, man trifft kein Urteil. Man beobachtet nur. … Es ist uns psychologisch unmöglich, objektiv zu beobachten, was in uns vorgeht, wenn wir nicht zugleich das Vorkommen unserer verschiedener Geisteszustände aktzeptieren. Das gilt besonders für unangenehme Geisteszustände. Um unsere eigene Furcht zu beobachten, müssen wir die Tatsache anerkennen, dass wir uns fürchten. Wir können unsere eigene Depression nicht untersuchen, ohne sie voll zu aktzeptieren. Das Gleiche gilt für Ärger und Aufregung, Frustration und all jene anderen unbequemen Gefühlszustände. Sie können etwas nicht wirklich erforschen, wenn Sie eifrig dabei sind, seine Existenz zurückzuweisen. Was wir auch immer erfahren mögen, Achtsamkeit akzeptiert es eben. Es ist einfach eines mehr in der Reihe der Ereignisse des Lebens, bloss ein weiteres Ding, dessen wir uns bewusst werden. Kein Stolz, keine Scham, nichts Persönliches steht auf dem Spiel – was da ist, ist da.“ (S 151)

Dass dieses Buch da ist, ist etwas ganz Besonderes 😉

Leave a Reply